Tradition trifft Kunst: Die sorbische Praxis des Ostereierverzierens

Sorbische Ostereier sind ein herausragendes Kulturgut und dienen als Botschafter der sorbischen Kultur. Die Tradition des Eierverzierens während der Fastenzeit vor Ostern ist tief in sorbischen Familien verwurzelt. Diese Praxis umfasst Techniken wie Wachsen, Bossieren mit Wachs, Kratzen und Ätzen. Die Gabe von verzierten Eiern an Patenkinder, eine Tradition seit der Reformation, erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Für die Färbung werden natürliche Materialien wie Zwiebelschalen und Heidelbeeren verwendet. Das macht das Eierverzieren zu einer echten Kunstform, bei der traditionelle Symbole mit bewährten Techniken vereint werden.

Vom Mittelalter bis heute: Die Geschichte der Ostereierverzierung

Ostereier, seit dem Mittelalter ein Fruchtbarkeitssymbol, sind in vielen Kulturen verankert und variieren in ihren Traditionen. Sie symbolisieren Liebe, Fruchtbarkeit und Auferstehung, wobei sich in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Ausprägungen des Rituals finden lassen. Im 16. und 17. Jahrhundert entstand der Brauch des Eierschenkens aus der Abgabepflicht der Zinseier. Diese Eier sind nicht nur in Bräuchen zentral, sondern auch in Kunst und Literatur präsent. Sie dienen weltweit als vielseitige Kunstobjekte, deren Gestaltung vom Bemalen bis zu Durchbrucharbeiten reicht.

Farbsymbolik: Die verborgene Sprache der Ostereier

Die Farben sorbischer Ostereier tragen reiche Bedeutungen, die von Lebensfreude bis hin zur tiefen Verbundenheit mit der Natur reichen. Gelb spiegelt Licht und Sonne wider, symbolisiert Glück und eine reiche Ernte. Grün steht ebenfalls für Glück und ist ein Zeichen für ein neues Leben, Frühling und Hoffnung. Blau verkörpert den Himmel, Hoffnung, Treue und Freundschaft, während Rot für Kraft, Liebe, Leben, Fruchtbarkeit und Schutz steht. Orange repräsentiert Ehrgeiz, Mut, Optimismus und Selbstvertrauen. Braun schließlich betont Naturverbundenheit, Erfahrung und Bodenständigkeit, was die tiefe Verwurzelung der Tradition in der Natur und im Zyklus des Lebens unterstreicht.

Muster mit Bedeutung: Die Symbolik sorbischer Ostereier

Die Muster auf sorbischen Ostereiern sind tief mit einer Symbolik verwebt. Wolfszähne repräsentieren die Dreifaltigkeit und Schutz. Das Sonnenrad, kombiniert mit Wolfszähnen, steht für Lebensglück und Schutz, wobei ein Halbkreis Auferstehung symbolisiert. Bienenwabenmuster verweisen auf Frühling, Fleiß und harmonisches Gleichgewicht, mit einem Neuanfangsansatz ohne Punkt. Blumen und Bänder symbolisieren eine durchgehende Lebenslinie, Gesundheit, sowie Frühling und Erfolg. Die Sonne steht für Frühling, Wärme, und erwachendes Leben. Kreuze aus vier Dreiecken drücken Festigkeit und Glauben aus, während drei Punkte oder Dreiecke für kirchliche Dreieinigkeit oder familiäre Einigkeit stehen.

Werkzeuge der Tradition: Alles, was das Ostereierverzieren braucht

Um sorbische Ostereier zu verzieren, braucht es zunächst weiße Eier, entweder ausgeblasen oder hartgekocht. Hilfsmittel wie Bleistifte, Kreisschablonen und Gummibänder helfen bei der präzisen Einteilung des Eies. Für das Musterzeichnen sind Gänse- oder Taubenfedern und Stecknadeln mit Metall- oder Glaskopf nötig. Das Wachs, entweder Bienen- oder Kerzenwachs, dient dazu, Bereiche des Eis vor dem Färben zu schützen. Ostereierfarben bringen dann die gewünschte Farbpracht. Eine spezielle Vorrichtung, wie ein mit Sand gefülltes Glas mit einem gebogenen Esslöffel, werden zum Erhitzen des Wachses über einem Teelicht genutzt. Abschließend hilft eine Kerze zusammen mit einem weichen Lappen, das Wachs sorgfältig zu entfernen und das kunstvolle Ergebnis freizulegen.

Schritt für Schritt: Die Kunst des sorbischen Ostereierverzierens

1. Ei-Vorbereitung: Man kann das Ei selbst ausblasen und das Loch mit Wachs verschließen oder vorgefertigte Eier nutzen. Für ein haltbares Ei empfiehlt sich das Kochen über zehn Minuten. 2. Musterplanung: Mit Schablonen, Gummi oder Zirkel wird die Oberfläche des Eies eingeteilt und das Muster mit Bleistift vorgezeichnet. 3. Wachsapplikation: Mit Federkiel oder Nadel wird heißes Wachs aufgetragen, was später die Farbe bestimmt. 4. Färbung: Nach Fertigstellung der ersten Musterschicht wird das Ei in die Farblösung gelegt, wobei regelmäßiges Wenden für eine gleichmäßige Färbung sorgt. 5. Wachsabtragung: Zum Schluss wird das Wachs vorsichtig erwärmt und entfernt, um das farbige Muster freizulegen, dabei ist Vorsicht geboten, um das Ei nicht zu beschädigen.

Flyer herunterladen

Für alle, die sich tiefer mit der Kunst des sorbischen Ostereierverzierens beschäftigen möchten, bieten die Werke “Kleine Sorbische Ostereierfibel” vom Domowina Verlag, “Sorbische Ostereier” vom Förderkreis für sorbische Volkskultur und das Heftchen “Sorbische Ostereier – Wachstechnik” vom Sorbischen Kulturzentrum Schleife umfassende Einblicke. Darin finden sich Techniken, Traditionen und die symbolische Bedeutung hinter den Mustern und Farben. Das Team der sorbischen Kulturinformation ermutigt alle Interessierten, sich kreativ auszudrücken und wünscht viel Freude sowie Erfolg beim Entdecken und Bewahren dieser einzigartigen Kunst.

Förderkreis für sorbische Volkskultur

Hier unseren Flyer herunterladen.

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