Ich bin offen für viele Heimaten

Andreas Nowak ist der Schlagzeuger von Silbermond. Er wurde 1982 in Bautzen geboren. Inspiriert vom Sohn des Komponisten Detlef Kobjela, fand er im Alter von zwölf zum Schlagzeugspielen. Andreas Nowak ist Vollblutmusiker und setzt damit die Familientradition seines Großvater Jan Bulank fort. Der war auch ein sorbischer Komponist und Chordirigent. Das von ihm mit herausgegebene Gesangsbuch Towaršny spěwnik wird noch heute im sorbischen Musikunterricht verwandt. Silbermond-Schlagzeuger Andreas Nowak lebt in Berlin.  

Andreas Nowak

Was ist für Sie Heimat?

Heimat ist überall dort, wo ich mich wohlfühle – wohlfühle aus ganz verschiedenen Gründen: Weil die Natur schön ist, weil die Menschen nett sind, weil die Sonne strahlt, weil Vertrautes da ist. Heimat kann aber auch sein, bei einem schlechten Rotwein in einer kleinen Küche zu sitzen und mit einem Freund ein gutes Gespräch zu führen. Heimat ist meine Interpretation des Inneren, die Interpretation von Herz und Seele. Ich kann mich an sehr vielen Orten wohlfühlen. Ich habe nicht nur eine Heimat. Ich bin offen für viele Heimaten.

Sie sind sorbisch, weil…?

Ich mag eigentlich keine Klischees, aber das Sorbische hat mich schon als Kind geprägt. Die Familie meines Vaters ist ursorbisch. Die Feste auf den Dörfern wurden sorbisch gefeiert. Bei den Familienfeiern sprachen wir meist Sorbisch – je nachdem, wer mit in der Runde saß.

Ich fühle mich in slawischen Regionen auch heute noch sehr heimisch. Ich liebe die Sprache, deren Melodie und Gefühlsstärke. Die Sprache ist die Seele eines Landes.

Wie reagiert Ihr Umfeld auf das Sorbentum?

Ich wohne ja jetzt in Berlin. Und erzähle schon ab und zu, dass ich Sorbe bin. Das ist zwar für die Leute spannend, aber auch nicht so etwas ganz Besonders. In Berlin leben ja viele Slawen – Polen, Russen, Ukrainer. Das ist völlig normal. Gern erkläre ich, dass Berlin slawischen Ursprung ist, und in der Übersetzung einfach nur „Sumpfgebiet“ heißt. Das sorgt dann oft für Erstaunen.

Welches ist Ihr sorbisches Lieblingslied?

Ein direktes Lieblingslied kann ich da gar nicht nennen. Von der klassischen sorbischen Tradition bin ich allerdings beeinflusst. Ich mag auch die Folklore. Natürlich habe ich eine Verbindung dazu. Auch familiär durch meinen Opa. Das ist eine kulturelle Bildung und Bindung, die ich erfahren habe.

In welcher Sprache träumen Sie?

Ich träume in Deutsch und ich denke in Deutsch. Ab und zu mischen sich dann ein paar sorbische Gedanken oder einzelne Satzfetzen dazwischen. Sorbisch habe ich im Kindergarten und in der Schule gelernt. Und bei den Großeltern haben wir Sorbisch gesprochen. Ich finde es schade, dass machen Leute nicht diese Vielfältigkeit schätzen, die so ein Gebiet wie die Lausitz ausmacht. Jede Kultur kann doch von der anderen lernen.

Wann sind Sie glücklich?

Ich denke, wir sind glücklich, wenn wir uns dessen gar nicht bewusst sind. Ich zum Beispiel, wenn ich Musik machen und gar nicht mehr nachdenke, was ich spiele. Wenn ich in einem Flow bin und einfach tue, ohne es zu zerdenken.

Was machen Sie, wenn Sie nicht Musik machen?

Ich versuche, so gut es geht mit dem Leben zurecht zu kommen. Aber Spaß beiseite. Ich beschäftige mich mit vielen Dingen. Ich fotografiere und mache Videos – zum Beispiel Musikvideos für Kollegen oder Mode oder Portraits. Und dann reise ich sehr gern und sehr bewusst. Besonders beeindruckt hat mich meine Fahrt durch Jordanien. Ich wurde sehr freundlich und offen empfangen. Wichtig sind mir auch die verschiedenen Projekte, für die wir uns als Band einsetzen. Silbermond hat sich zum Beispiel schon immer gegen Rechtsradikalismus positioniert. Uns ist wichtig, dass unsere Gesellschaft offen bleibt. Keine Kultur ist manifestiert, keine Kultur ist statisch. Veränderungen sind die einzige Konstante im Leben.

Marga Morgenstern

Sie ist eine Legende im Spreewald. 1935 geboren, wächst Marga Morgenstern in einer deutsch-wendischen Familie auf. Die „wendsche“ Großmutter vermittelt ihr trotz des Verbotes der sorbischen Kultur und Sprache in der Nazizeit alles, was das Mädchen über Bräuche, Lieder und Trachten wissen muss. Nach den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren lebt die Familie ein ganz normales Leben, bis Marga Morgenstern anfängt, Gäste in Tracht durch den Spreewald zu führen, Bücher zu schreiben und Gedichte zu verfassen.

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Emily Barthold

Die alte sorbische Sagen- und Fabelwelt neuauflegen? Mit ihrem Künstlernamen Siggiko bereichert, die aus der USA stammende, Emily Barthold die sorbische Kultur mit ihren künstlerischen Werken – in Form von Comics. Sie gestaltet neue Interpretationen des Altbekannten aus der sorbischen Kultur und kombiniert sie verschiedene Stilelemente aus modernen Mangas mit viel Kreativität und Leidenschaft.

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Antje Krischock

Obwohl Antje Krischock keinen sorbischen Hintergrund hat, ist ihr Leben sehr von den niedersorbischen Bräuchen geprägt. Die gebürtige Thüringerin leitete das Leben nach Lübben, wo sie mit ihrem Lebenspartner Feriengäste beherbergen und Kahnfahrten für jedermann anbieten, die eine Prise der sorbischen Kultur erleben wollen.

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Maximilian Hassatzky

Maximilian Hassatzky setzt sich ein: Für den Strukturwandel in der Lausitz, für den Naturschutz in seiner Heimat, für die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache, für seine Mitmenschen. Der 24-Jährige ist kein Freund des Stillstandes. Er ist Motor und Beispiel für viele Altersgenossen.

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Silva Oehlert

Silva Oehlert wohnt auf dem angestammten Hof der Familie in Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße. Geprägt von Braunkohle und Kraftwerk ist die zweisprachige Gemeinde auch ein traditionelles Zentrum der niedersorbischen Kultur. Silva Oehlert hat großen Anteil an der Pflege der sorbischen Traditionen in ihrem Heimatort.

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Sarah Gwiszcz

In ihrem geliebten Spreewald gründete Sarah Gwiszcz 2014 ihr eigenes Modelabel „Wurlawy“, was so viel wie „wilde Spreewaldfrauen“ bedeutet.

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Štefi und Štefan Hanuš

Steffi und Stefan Hanusch stammen aus der Oberlausitz. Inzwischen wohnen die Textildesignerin und der Grafiker in Berlin. Die beiden Sorben sind ihrer Heimat privat und mit ihrer Arbeit eng verbunden.

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Gabriela Maria Schmeide

Gabriela Maria Schmeide, geboren in Bautzen, ist eine deutsch-sorbische Schauspielerin und lebt mit ihrer Familie in Bremen.

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Andreas Nowak

Andreas wurde in Bautzen geboren und ist der Schlagzeuger von Silbermond, eine der erfolgreichsten deutschen Rock-Pop-Bands dieser Tage.

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