Wir tragen unsere sorbische Tradition in die Zukunft.

Steffi und Stefan Hanusch betreiben die Website SerbskiKonsum.de. In Berlin lebend, liegen die Wurzeln der Modedesignerin und des Grafikdesigners dennoch in der sorbischen Lausitz. Mit den Artikeln ihres Online-Shops verquicken sie sorbische Motive und sorbische Sprache mit moderner Mode und humorigen Accessoires. Sie sprechen sorbisch und denken sorbisch. Und sie tragen ihr Sorbentum in die Welt. Gelegenheit dafür gibt es genug – sei es im kulturellen Schmelztiegel Berlin oder auf einer der ausgedehnten Reisen des Paares.

Štefi und Štefan Hanuš

Was ist für Sie Heimat?

Steffi: Für mich ist Heimat nicht unbedingt ein bestimmter Ort, sondern bestimmte Menschen, die Familie und die Freunde. Viele von ihnen wohnen in der Lausitz. Deshalb ist dort für mich die Heimat.
Stefan: Ich könnte sicher auch woanders ein Zuhause finden. Wir leben nun seit fast 20 Jahren in Berlin. Dennoch sage ich immer, wenn wir meine Eltern besuchen, dass wir heimfahren. Also für mich ganz klar: Die sorbische Oberlausitz ist meine Heimat.

Sie sind sorbisch, weil…?

Steffi: Wir sind sorbisch, weil wir in der Lausitz geboren wurden und Sorbisch unsere Muttersprache ist. Und weil wir uns unserer Herkunft bewusst sind. Einerseits sind wir weltoffene Großstädter und andererseits traditionsbewusste Sorben. Diese Kombination macht uns aus. Wir achten und respektieren die alten Bräuche. Dennoch leben wir im Heute.

Welchen Einfluss hat das Sorbische auf Ihr Leben?

Stefan: Sorbisch ist Alltag. Wir beide sprechen untereinander sorbisch. Darüber hinaus prägt das Sorbische auch stark unser Arbeitsleben. Als Grafiker und Illustrator beschäftige ich mich schon lange mit sorbischen Motiven und Geschichten. So habe ich zum Beispiel für den Domowina-Verlag mehrere Bücher illustriert, darunter Schulbücher und Kinderbücher. Das erste sorbische Computerspiel „Krabat – das Geheimnis des Wendenkönigs“ habe ich gezeichnet und animiert. Auch für die sorbische Kinderzeitschrift „Płomjo/Płomje“ verfasse ich Comicgeschichten.
Steffi: Bei meinen textilen Entwürfen werde ich oft von den sorbischen Trachten inspiriert. Das ist ein schier unerschöpflicher Fundus. Für uns ist es ein Glücksfall, dass sich unsere Berufe gut verknüpfen lassen. Seine Grafiken haben meine Textilien getroffen. Dadurch ist auch der SerbskiKonsum entstanden – eine Vermischung von Tracht und Modernem. Alles greift ineinander.

Erzählen Sie uns bitte vom SerbskiKonsum.

Stefan: Meine Oma ist ihr ganzes Leben in Tracht gelaufen. Die Tracht war also ein visueller sorbischer Bezugspunkt im Alltag. Inzwischen ist sie aber aus unserem Blickfeld – und damit ein weiteres Detail des sorbischen Lebens – verschwunden. Darum möchten wir den Leuten eine Alternative zur Tracht bieten. Als Bekenntnis zur sorbischen Herkunft, wenn man so will. Um die sorbische Tradition in die Zukunft zu holen, verbinden wir die gute alte Zeit mit aktueller Kleidung und Accessoires. Beim Gestalten unserer Produkte lassen wir uns von der sorbischen Tracht inspirieren, kombinieren diese mit modernem Grafik Design und einem Augenzwinkern.
Steffi: Wir haben nicht mit solcher großer Resonanz gerechnet. Inzwischen bestellen sogar Sorben aus dem Ausland bei uns. Einige, deren Vorfahren es schon im 19. Jahrhundert nach Amerika verschlagen hatte, entdecken jetzt die Heimat ihrer Eltern wieder, wenn auch nur im Internet. Auch in der Sorbischen Kulturinformation in Bautzen sind wir mit unseren Produkten präsent.

Wie reagiert Ihr Umfeld auf das Sorbentum?

Stefan: Wir wohnen in Berlin-Friedrichshain. Dort werden wir oft angesprochen. Die Leute hören die fremde Sprache und fragen danach. So kommen wir ins Gespräch. Die Menschen reagierten sehr positiv, neugierig und interessiert. Noch nie haben wir außerhalb der Lausitz schlechte Erfahrungen gemacht.

In welcher Sprache träumen Sie?

Steffi: Ich träume nicht in Sprache, sondern in Bildern.
Stefan: Und in meinen Träumen mischen sich die Sprachen.

Was ist für Sie das berührende Stück sorbischer Kultur?

Steffi: Für mich ganz klar die sorbische Tracht, obwohl die sorbische Sprache für die Identität sicher noch wichtiger ist. Das haben wir erst erkannt, als wir aus der Lausitz weg gegangen sind.
Stefan: Mich berühren die Werke des sorbischen Malers Měrćin Nowak-Njechorński am meisten. Als Kind durfte ich ihn sogar kennenlernen. Das hat mich stark beeindruckt.

Wann sind Sie glücklich?

Stefan: Wenn wir zusammen sind und wenn wir reisen. Und ganz wichtig: Wenn wir Zeit mit Freunden verbringen.
Steffi: Materielle Dinge machen nicht glücklich. Und Besitz belastet eigentlich. Wenn man viel hat, macht man sich viele Sorgen darüber. Ich bin auch am glücklichsten, wenn wir zusammen reisen.

Marga Morgenstern

Sie ist eine Legende im Spreewald. 1935 geboren, wächst Marga Morgenstern in einer deutsch-wendischen Familie auf. Die „wendsche“ Großmutter vermittelt ihr trotz des Verbotes der sorbischen Kultur und Sprache in der Nazizeit alles, was das Mädchen über Bräuche, Lieder und Trachten wissen muss. Nach den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren lebt die Familie ein ganz normales Leben, bis Marga Morgenstern anfängt, Gäste in Tracht durch den Spreewald zu führen, Bücher zu schreiben und Gedichte zu verfassen.

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Emily Barthold

Die alte sorbische Sagen- und Fabelwelt neuauflegen? Mit ihrem Künstlernamen Siggiko bereichert, die aus der USA stammende, Emily Barthold die sorbische Kultur mit ihren künstlerischen Werken – in Form von Comics. Sie gestaltet neue Interpretationen des Altbekannten aus der sorbischen Kultur und kombiniert sie verschiedene Stilelemente aus modernen Mangas mit viel Kreativität und Leidenschaft.

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Antje Krischock

Obwohl Antje Krischock keinen sorbischen Hintergrund hat, ist ihr Leben sehr von den niedersorbischen Bräuchen geprägt. Die gebürtige Thüringerin leitete das Leben nach Lübben, wo sie mit ihrem Lebenspartner Feriengäste beherbergen und Kahnfahrten für jedermann anbieten, die eine Prise der sorbischen Kultur erleben wollen.

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Maximilian Hassatzky

Maximilian Hassatzky setzt sich ein: Für den Strukturwandel in der Lausitz, für den Naturschutz in seiner Heimat, für die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache, für seine Mitmenschen. Der 24-Jährige ist kein Freund des Stillstandes. Er ist Motor und Beispiel für viele Altersgenossen.

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Silva Oehlert

Silva Oehlert wohnt auf dem angestammten Hof der Familie in Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße. Geprägt von Braunkohle und Kraftwerk ist die zweisprachige Gemeinde auch ein traditionelles Zentrum der niedersorbischen Kultur. Silva Oehlert hat großen Anteil an der Pflege der sorbischen Traditionen in ihrem Heimatort.

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Sarah Gwiszcz

In ihrem geliebten Spreewald gründete Sarah Gwiszcz 2014 ihr eigenes Modelabel „Wurlawy“, was so viel wie „wilde Spreewaldfrauen“ bedeutet.

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Štefi und Štefan Hanuš

Steffi und Stefan Hanusch stammen aus der Oberlausitz. Inzwischen wohnen die Textildesignerin und der Grafiker in Berlin. Die beiden Sorben sind ihrer Heimat privat und mit ihrer Arbeit eng verbunden.

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Gabriela Maria Schmeide

Gabriela Maria Schmeide, geboren in Bautzen, ist eine deutsch-sorbische Schauspielerin und lebt mit ihrer Familie in Bremen.

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Andreas Nowak

Andreas wurde in Bautzen geboren und ist der Schlagzeuger von Silbermond, eine der erfolgreichsten deutschen Rock-Pop-Bands dieser Tage.

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